Das Friseurstudio ROSA KARL im 9. Wiener Gemeindebezirk ist keinesfalls ein typischer Friseursalon und die Besitzerin Hanah Thorwartl auch keine typische Hairstylistin. Als Hanah 2017 von Berlin zurückkehrte, um den Salon ihrer Mutter zu übernehmen, hat sie sich ein einzigartiges Salon-Konzept überlegt, das sie gemeinsam mit dem Berliner Designstudio llot Ilov umgesetzt hat. Entstanden ist ein sympathisches, helles Studio mit dem richtigen Ausmaß an 80er-Jahre Liebreiz, das nicht zuletzt durch Hanahs erfrischend-authentische Art im Nu zum Anziehungspunkt für Menschen wurde, die etwas mehr von ihrem Friseurbesuch erwarten.
The First Cut Is The Deepest
Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Hanah Thorwartl und ich hab' im 9. Bezirk das Friseurstudio ROSA KARL. Das Studio gibt es mittlerweile seit anderthalb Jahren, ich freu' mich jeden Tag reinzukommen und ich treff' auf sehr viele nette Leute. Ich war lange in Berlin, fahr' noch immer regelmäßig hin und schau' einfach, dass ich immer wieder mal aus Wien rauskomme. Dann freut man sich umso mehr, wieder zurückzukommen.
Gibt es etwas, dass Du an Berlin vermisst? Was hat Berlin, das Wien nicht hat?
Also ich vergleiche nicht gerne … aber in Berlin eröffnen in der Woche gefühlt fünf neue Lokale, Restaurants und Bars, die alle von hoher Qualität sind. Das passiert in Wien nicht. Aber dafür gibt es jede Menge gute Gasthäuser. Ich finde, Wien ist insgesamt einfach etwas gemächlicher, langsamer und geerdeter. Berlin dagegen schnelllebiger.
Was sind Deine Lieblingsorte in Wien und um Wien?
Der Rote Bär, die Loos Bar und das Strombad Kritzendorf ... und es gibt jede Menge schöne Galerien! Sonst mag ich eigentlich eher alte Gasthäuser. Da kenne ich mich zwar nicht so aus, aber man landet immer irgendwo. Das finde ich sehr nett.
Dein Studio läuft seit der Eröffnung ja richtig gut, Dein Terminkalender ist für gewöhnlich voll. In Wien ist das definitiv nicht gang und gäbe – was würdest Du als Dein Erfolgsrezept bezeichnen?
Authentizität! Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so schnell so voll wird. Ich war ein Jahr vor der Eröffnung hier in Wien, um zu planen und bei der Öffnung waren dann plötzlich 300 Leute anwesend, wovon ich die Hälfte noch nie gesehen hab'. Ich glaube, die Menschen erkennen, dass es mir Spaß macht. Und der Laden ist nicht typisch „Friseur“. Unter meinen Kund*innen sind hauptsächlich Galerist*innen, Architekt*innen, Schauspieler*innen und Künstler*innen … da spricht es sich scheinbar schnell mal herum. Ich denke, was ich mache und wie ich es mache ist nicht so austauschbar und das merken die Menschen. Aber grundsätzlich kann ich die meisten Kund*innen durch Empfehlungsmarketing und Instagram generieren.
Wir sind große Fans Deines Instagram-Accounts – woher nimmst Du Deine Inspiration und was gehört zu Deinen Lieblingsaccounts?
Meiner – rosakarl (lacht)! Ansonsten mag ich theartofshade und theleoisallinthemind, der ist sehr schön kuratiert. Außerdem llot llov, das ist das Designstudio, das meinen Laden gemacht hat. Spencer Parker postet auch immer lustige Sachen. Und ich folg' auch vielen befreundeten Künstler*innen wie Lukas Gansterer, mafiamashi und dem Photographen Tom Kleins.
Du selbst bist immer sehr stilvoll gekleidet – man erkennt sofort, dass Du ein Gespür für gutes Styling hast. Worauf achtest Du bei Deinen Klamotten und wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Mein Kleiderschrank ist krass voll und mein Licht im Schlafzimmer ist kaputt, das heißt, ich seh' nicht mal so richtig, was ich hab' (lacht). Nein, ich zieh' mich prinzipiell nach Lust und Laune an, ganz spontan. Trends kommen wahrscheinlich so unbewusst mit, aber ich würde nie einen bestimmten Look imitieren wollen. Aber grundsätzlich gilt immer: Es muss Spaß machen, es soll ein bisschen auffallen und es muss auch etwas unbequem sein. Das Kleid zum Beispiel ist mir eigentlich zu eng, aber wenn’s etwas unbequem ist, ist die Haltung besser. Zudem kommt, dass ich mich zehn Stunden täglich im Spiegel seh', darum ist mir Abwechslung sehr wichtig. Meine Haare verändern sich auch sehr häufig, denn irgendwann seh' ich mich vom eigenen Spiegelbild ab. Dabei entsteht allerdings der positive Nebeneffekt, dass man irgendwann ganz wertfrei seinem Gesicht gegenüber wird.
Welche Ansprüche stellst Du an eine gute Tasche und was schätzt Du an Deiner INA KENT-Tasche?
Ich mag es, wenn viel reinpasst und wenn man sieht, dass mit Liebe gearbeitet wurde. Eine gute Tasche muss wirklich praktisch, aber gleichzeitig schön sein. Bei INA KENT-Taschen merkt man, dass sie von jemandem entworfen wurden, der sich da ein Köpfchen gemacht hat und weiß, was Frau braucht: Viele Fächer, Funktionalität, verschiedene Trageweisen. Besonders gut gefällt mir die Verarbeitung des Leders, die schönen Nähte, die Zipps und Karabiner, das fühlt sich alles toll an und sieht hochwertig aus, ohne protzig zu wirken. Und ich mag, dass die Taschen was aushalten. Eine Tasche ist ja im Endeffekt ein Gebrauchsgegenstand. INA KENT-Taschen sind so verarbeitet, dass man sie ohne lange zu überlegen auch mal einfach am Boden abwerfen / stellen kann. Ich hab' meine Tasche, bevor ich sie gekauft hab', bei zwei ganz unterschiedlichen Kund*innen gesehen, war sofort begeistert und wollte sie dann auch haben. Ab und zu vergess' ich allerdings, wo ich was hineingepackt habe.
Verrätst Du uns auch, was in Deiner Tasche ist?
Was zum Umziehen, mein Terminkalender, eine kleine Geldbörse, meine Lieblingssonnenbrille. Ich hab' gerade einen Italienischkurs angefangen, deshalb mein Vokabelheft und ein Italienischbuch. Mein Handy, ein Schlüssel, Medizin, eine Nagelfeile, Kosmetikartikel.
Wo kaufst Du gerne Deine Klamotten ein?
Ich geh' hauptsächlich in die Burggasse 24. Die haben schon viel zu viel Geld von mir, aber ich bekomm immer noch Prozente – danke! Dort hab' ich mir letztens ein sehr schönes, ganz schmales Spitzenkleid gekauft. Schwarz, mit Stehkragen, das ganz weichfallend bis zum Boden geht. Rechts und links hat es zwei Schlitze und dezente Puffärmel. Als ich es gekauft habe, hab' ich mich schon gefragt, zu welcher Gelegenheit ich das jemals anziehen werde können, aber ich musste es trotzdem kaufen, weil es eben so schön war. Die Bluse, die ich anhabe, ist auch von der Burggasse, das Kleid ist uralt, die Stiefel von willhaben. Generell kauf ich öfters mal etwas von willhaben, Basics kauf ich auch mal bei H&M. Labels, die ich sonst noch trage, sind z. B. Astrid Deigner und GON, beides Labels von Freundinnen. Oft trag ich auch Music-Label-T-Shirts von befreundeten Musikern, im Sommer eigentlich oft einfach T-Shirt und Jeans.
Etwas, das momentan richtig cool ist, aber wofür sich in fünf Jahren jeder schämen wird?
Das 90er-Revival und Instagram-Selfies von Leuten, die immer gleich dreinschauen und sich immer vom selben Winkel fotografieren. Wahrscheinlich feiert man sich momentan auf diesem Wege, aber es ist eigentlich schon peinlich. Stell Dir vor, Du musst das später Deinen Enkeln zeigen. Wofür man sich noch schämen wird? Manche Leute haben so wenig Meinung zu politischen Themen.
Was ist Dein wertvollster Hair-Styling Tipp?
Liebe Deine Haare! Man muss mit Liebe mit seinen Haaren umgehen, dann ist alles gut. Nicht zu grob sein. Ich weiß, man will immer das andere, aber man muss einfach Geduld haben und mit Bedacht mit seinen Haaren umgehen. Grundsätzlich einfach wenig machen und behutsam sein, auch nicht zu viel pflegen.
Der beste Rat, den Du jemals erhalten hast?
… stammt von meiner Oma: „Du bist kein Baum – beweg Dich!“ Ich hasse es, zu jammern, also beweg Dich, im Sinne von – wenn Du unzufrieden bist, dann mach etwas dagegen.
Erzähl uns etwas über Dich, das andere Menschen überraschen würde zu hören?
Ich hasse Haare an meiner Kleidung!
Das seltsamste, das Du jemals bei einer anderen Person zu Hause gesehen hast?
Also ich hoffe, der Besitzer der Wohnung liest das nicht ... Ich war mal in einer Wohnung, da gab es im Wohnzimmer nichts außer einer Couch und einer komplett verglasten Wand mit kleinen Fächern, in welchen hässliches Porzellan platziert war. Und vor der Porzellan-Wand stand ein Hometrainer. Das war zumindest das absurdeste, was ich je gesehen hab'.
Wie sieht ein typischer Tag in Deinem Leben aus?
Meine Katzen wecken mich gegen 5:30 Uhr mit einem Ball auf, den ich dann ein paarmal für sie werfen muss. Dann geh’ ich auf Instagram, mach' mir einen richtig guten Kaffee, geh’ duschen, denke einen Moment an meine Oma und frag mich selbst: „Wo bin ich, was mach ich?“. Also ich weiß schon, wo ich morgens aufwach' – ich denk' einfach grundsätzlich über mein Leben nach, um mich zu ordnen. Später geh' ich in den Laden, danach treff' ich Freunde. Mir ist eigentlich nie langweilig, ich hab' viel Spaß, jeden Tag. Außer, es kommen zu viele Rechnungen auf einmal.
Einen Film, den Du kürzlich gesehen hast und richtig gut fandest?
Gut, aber schlimm war „Sulla mia pelle / An meiner Haut“. Ein italienischer Film, der war krass und beklemmend, aber wirklich gut gemacht.
Einen Song, den Du immer hören kannst?
Steve Monite - Only You.
Die beste und schlechteste Investition, die Du jemals getätigt hast?
Die beste: Der Kredit für meinen Laden und mein alter 2er Golf. Die schlechteste: Flüge. Verpasste Flüge und falsch gebuchte Flüge.
Liebe Hanah, vielen Dank für das nette Gespräch!