Für ›it's time to talk‹ haben wir interessante Persönlichkeiten, INA KENT-SympathisantInnen und WegbegleiterInnen (virtuell) getroffen und zum Interview gebeten. Für die Episode 2 sprachen wir mit Christoph Hofinger vom SORA-Institut sowie der Autorin und Texterin Annemarie Mitterhofer über das Verhältnis von Fakten und Intuition, die Corona-Berichterstattung und die Herausforderungen für kleine, unabhängige Brands wie INA KENT.
›it's time to talk‹ Episode 2
Sie schreibt seit 2006 die Kolumne „Die Ich-Pleite“ in der österreichischen Tageszeitung die Presse und ist außerdem Co-Autorin der Serie „Vier Frauen und ein Todesfall“.
An Aufnahmen ferner Katastrophen haben wir uns gewöhnt, sie scheinen wenig mit uns zu tun zu haben. Werden Bilder der Ausbreitung in Slums und Flüchtlingslagern uns unmittelbarer und in ungewohnter Heftigkeit berühren, weil uns die Pandemie nun stärker emotional eint?
Persönlich kann ich das nicht sagen, weil ich schon seit Jahren wenige Bilder sehe. Meine Informationen höre oder lese ich. Generell aber glaube ich, dass es ganz auf die Phase ankommt, in der wir uns selbst mit unserer Betroffenheit befinden.
Im Stadium des Schockes, also am Beginn der Corona-Epidemie in Europa, konnte man überall viel Solidarität und Hilfsbereitschaft sehen. Mit der „neuen Normalität“ nimmt das wieder ab. Trotzdem wird jeder einzelne Mensch seine Corona-Erfahrung gemacht haben, die ihn für immer ein bisschen verändert haben wird. Am meisten natürlich die jungen Menschen. Es ist wohl eine politische und wirtschaftliche Machtfrage, ob und welche Veränderungen sich global durchsetzen werden.
Gibt es in der aktuellen Situation eine Thematik, die in der fortlaufenden Berichterstattung untergeht, Dich aber beschäftigt?
Ja, ich finde, es gibt ein paar Tabus, über die wir in der „neuen Normalität“ nicht sprechen. In der alten Normalität gab es zum Bespiel Studien, die belegten, dass der IQ eines Menschen stark mit äußeren Faktoren zusammenhängt. Zum Beispiel mit der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn. Da hat man herausgefunden, dass unser IQ bis zu 10 % sinkt, wenn man die Krawatte zu eng gebunden hat. Ich wette, es getraut sich im Moment kein Wissenschaftler, den volkswirtschaftlichen Schaden durch die mangelhafte Versorgung der Gehirne einer ganzen Schutzmasken-tragenden Bevölkerung auszurechnen.
Es ist 2030: Werden Brands wie INA KENT einen Großteil des Umsatzes durch E-Commerce generieren oder werden die Stores – durch die Wichtigkeit von Customer Experience – sogar an Relevanz gewinnen?
Ich glaube, es ist wie dem Theater, als das Kino aufkam und dem Kino, als das Fernsehen aufkam und dem Fernsehen, als Netflix aufkam. Es wird alles in mehr oder weniger friedlicher Koexistenz nebeneinander existieren. Aber ich hoffe, dass wir im Gegensatz zum Medienkonsum nicht immer mehr und alles gleichzeitig haben wollen werden. Sondern dass wir 2030 von der ungehemmten Beliebigkeit genug haben werden und nur mehr das kaufen, was uns wirklich befriedigt: Sorgfältig gemachte, nachhaltige, intelligente Dinge, die wir hüten wie einen Schatz und die niemals
weggeworfen, sondern immer nur anders verwendet und wiederverwertet werden.