INA KENT meets Verena Giesinger

Was kann ein Chor heute sein – jenseits von Harmonie, Stimmlagen und Auftrittslogik? Der Schmusechor, gegründet und geleitet von Dirigentin und Konzeptentwicklerin Verena Giesinger, verschiebt seit über einem Jahrzehnt die Grenzen dessen, was unter „Chor“ verstanden wird. In einer Zeit, in der vieles auf Abgrenzung, Optimierung und individuelle Performance ausgerichtet ist, versteht er sich als kollektive Praxis: musikalisch, körperlich, politisch. Giesinger probt, dirigiert, organisiert – und hält ganz nebenbei ein Kollektiv zusammen. Ihr Nachdenken kreist um ästhetische Souveränität im Kontext von Gemeinschaft, um Bühnen als soziale Räume – und um die Spannung zwischen Ausdruck und Verantwortung.

Image / Video / Produkt
Eine Person in einem geblümten Kleid posiert mit erhobenen Händen auf einem Boot und trägt eine INA KENT-Tasche. Im Hintergrund sind Wasser und Bäume zu sehen.
Mobile Slider
0

Der Schmusechor überschreitet die Grenzen dessen, was man unter „Chor“ versteht – klanglich, „körperlich“, politisch. Was ist das Herzstück eures Konzepts – und was berührt das Publikum am meisten?

Das Herzstück des Schmusechors ist ganz bestimmt, dass wir in erster Linie ein Pop-Chor sind – und das seit elf Jahren, zu einer Zeit also, als es in Österreich eine solche Form von Chor noch nicht gab und wir damit von Beginn an ein Format geschaffen haben, das in seiner Art einzigartig war. Über die Jahre ist daraus immer mehr geworden … jedenfalls ein Chor, der nicht nur musikalisch, sondern ebenso über ein sorgfältig entwickeltes Kostümkonzept wirkt, das unsere großartige Kostümbildnerin Mave Venturin überhaupt erst im Schmusechor etabliert hat. Angefangen hat alles mit Tennissocken … und dem charakteristischen Lippenstift. Von da an haben wir das Konzept stetig weiterentwickelt – heute prägt es unsere visuelle Präsenz ebenso sehr wie unser Repertoire.

Ich vermute, dass unser Publikum genau diese doppelte Erfahrung schätzt – das Zusammenspiel von visueller Eigenheit und musikalischer Energie – vor allem aber die Tatsache, dass wir, anders als viele Bands, die vierte Wand durchbrechen. Wer im Publikum sitzt, spürt oft, dass die Distanz zur Bühne aufgehoben ist, dass die eigene Position unscharf wird: Ich könnte genauso gut Teil dieses Chors sein, Teil dieser vielen Stimmen. Wir sprechen unser Publikum direkt an, geben Impulse, die zum Mitdenken einladen und suchen bewusst die körperliche Nähe, indem wir uns ins Publikum begeben und laden auch gerne ein, mitzusingen.

In einem Interview hast du gesagt, Mode sei für dich ein Kommunikationsmittel. Wenn Kleidung Sprache ist – was möchtest du sagen? Und wie verändert sich dein ästhetisches Vokabular zwischen Bühne und Alltag, zwischen Rolle und Selbst?

Ich glaube, dass sich mein privates Verständnis für Kleidung durch den Schmusechor enorm verändert hat. Ich beobachte oft, wie sich Sänger:innen, die neu dazukommen, über die Jahre visuell mehr trauen – manchmal wünsche ich mir, von allen ein Vorher-Nachher-Bild zu haben. Viel hat das mit unserem Kostümdepartment zu tun, das mit feinem Fingerspitzengefühl immer wieder einlädt, ein paar Prozent außerhalb der eigenen Komfortzone zu gehen. Für mich persönlich haben die Bühnenkostüme einen großen Mut und eine Lust am Stil entfacht, die mich dazu gebracht haben, Kleidung als Ausdrucksmittel noch bewusster einzusetzen.

Meine Bühnenpräsenz hebt sich stark von meinem privaten Auftreten ab. Sobald ich geschminkt und frisiert bin – unser eigenes Make-up-Team übernimmt das immer vor dem Auftritt – verändert sich etwas und ich werde zu einer anderen Persona, zu einer Kunstfigur. Natürlich bleibe ich dabei ich selbst, aber es ist, als würde mir diese Rolle den letzten Push geben, Neues zu wagen … Dinge zu sagen, die auch anecken dürfen und Widerspruch auszuhalten. Vielleicht ist es eine Art Schutzwand, die mir diese Kostüme geben. 

Diese Erfahrung hat mich ermutigt, mehr davon ins Privatleben zu übertragen – weniger zu überlegen, was andere denken könnten und stattdessen die Person zu sein, die ich sein will. Genau das ist ja auch Teil des Konzepts vom Schmusechor: Wir ermutigen uns gegenseitig, mutige Individuen zu sein. Unser Kostümkonzept verbindet uns zwar optisch, aber es ist keine Uniform. Vielmehr überlegen wir, was jede einzelne Person zum Vorschein bringen kann und unterstreichen dabei das, was sie ausmacht.

Image / Video / Produkt
Eine Frau in einem geblümten Kleid, die eine INA KENT-Tasche trägt, gestikuliert mit erhobenen Händen, während sie auf einem Boot steht, auf dem im Hintergrund Bäume und Wasser zu sehen sind.
Mobile Slider
0

Schon früh habt ihr euch im Schmusechor darauf verständigt, eure Bühne nicht nur musikalisch, sondern auch politisch zu nutzen. Was bedeutet es für dich, wenn ein Kollektiv solche Haltungen teilt – und wie verändert das die gemeinsame künstlerische Praxis?

Im ersten bedeutet dieser politische Anspruch vor allem eines: sehr viel Zeit für Diskussionen und Fragen. Wir sind bis zu fünfzig Sänger:innen – eine große Gruppe, in der viele politische Überzeugungen geteilt werden, die aber ebenso oft auseinandergehen. Das heißt, am Anfang steht fast immer der Diskurs. Ein- bis zweimal im Jahr nehmen wir uns bewusst Zeit für Klausuren mit einer externen Person, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Differenzen sichtbar zu machen und Konflikte auszuhalten. Sich diesen Auseinandersetzungen zu stellen, wird für uns immer selbstverständlicher.

In unserer Kommunikation sind wir enorm gewachsen. Wir nehmen uns inzwischen ganz bewusst Zeit, um nicht nur künstlerische, sondern auch politische Fragen gemeinsam zu verhandeln. Das Bewusstsein, dass wir politisch sind, war schon früh da – entstanden aus der Erfahrung, dass es nicht selbstverständlich ist, als Chor auf großen Bühnen zu stehen. Wenn wir diese Räume bekommen, wollen wir sie mit Verantwortung betreten, uns fragen: Was wollen wir hier verhandeln, welche Themen wollen wir sichtbar machen?

Oft sind es Fragen, die uns als Gruppe oder auch als Individuen unmittelbar beschäftigen. Beim letzten Neujahrskonzert haben wir uns im Kostümkonzept dem Thema "Haare" gewidmet – weil Haare politisch sind: Zum Beispiel, wer welche Haare an welchen Körperstellen trägt, wird kommentiert, kritisiert, in Geschlechterrollen gepresst. Identität wird daran festgemacht. Es gibt rassistische Zuschreibungen, die sich an Haaren entzünden; z. B. Menschen deren Haar ungefragt berührt wird.

So entstehen unsere Themen immer aus dem, was uns persönlich, kollektiv oder strukturell berührt. Und bevor sie auf die Bühne kommen, gehen sie durch viele Gespräche, Abwägungen und Verhandlungen – bis sie eine Form finden, die künstlerisch trägt und politisch spricht.

Du stammst aus einem musikalischen Elternhaus in Vorarlberg – gibt es künstlerische Haltungen oder Impulse, die Du bewusst hinter Dir lassen musstest?

Ich bin in Vorarlberg groß geworden, zu einer Zeit, in der es keinen anderen Musikunterricht gab als den klassischen – und der hat mich stark geprägt, vor allem im Hinblick auf Leistung und Erfolg. Als Jugendliche habe ich früh angefangen, an Wettbewerben teilzunehmen und so einen musikalischen Zugang verinnerlicht, der im Grunde bedeutete: Musik reproduzieren, spielen, was auf den Noten steht. Erst im Rückblick wurde mir klar, dass ich dabei oft weder verstanden noch gespürt habe, welche Musik ich da eigentlich mache – zumal es meist Werke von Komponisten waren, die vor über zweihundert Jahren gelebt haben und deren Realität mit meiner nichts zu tun hatte.

Mit dieser Ausbildung kam auch ein enormer Perfektions- und Leistungsanspruch, von dem ich mich vollständig lösen musste. Für mich ist Musik nicht das bloße Reproduzieren, nicht das permanente Streben nach fehlerfreier Ausführung von etwas, das ich selbst nicht wirklich nachvollziehen kann. Dieser Anspruch hat mich lange Zeit fast blockiert bzw. verkorkst, was Musikmachen anbelangt … ich war streng mit mir, unzufrieden, hatte ständig das Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Dass ich nie Dirigieren oder Gesang studiert habe, war im Nachhinein eine Befreiung. Ich konnte an diese Felder ganz ohne institutionell geprägte Ansprüche herangehen, ohne den Druck, perfekt zu sein und dadurch viel offener und freier arbeiten. Wäre ich Pianistin oder Geigerin geworden, weiß ich nicht, ob ich mich je so hätte befreien können.

Es war ein langer und nicht einfacher Prozess, dieses Verhältnis zur Musik zu verändern. Heute geht es für mich darum, Musik wieder an den Ort zurückzuholen, an dem wir gerade leben – nicht als Entfremdung, sondern als Rückgewinnung. Kunst hat für mich immer etwas mit der eigenen Person zu tun und Musik vielleicht noch mehr: Sie ist vulnerabel, intim, unmittelbar. 

Klassische Musik möchte ich keineswegs abwerten – ich habe großen Respekt vor ihr, aber ich sehe auch, wie sehr das Bild von Professionalität und Perfektion Menschen vom Singen fernhält. Viele trauen sich nicht mehr, weil sie denken, sie seien nicht gut genug. Irgendwo zwischen der Generation unserer Großeltern, die unzählige Strophen auswendig kannten und durchs Leben sangen und uns heute, die sich oft nicht mehr trauen, vor anderen zu singen, hat sich etwas verändert – eine Zurückhaltung, die ich sehr bedauerlich finde. Ich fände es schön, wenn wir uns dieses Selbstverständnis wieder zurückholen könnten. Denn Musik sollte nichts Elitäres sein, sondern ein Ventil für alle.

Image / Video / Produkt
Eine Frau in einem geblümten Kleid sitzt am Steuer eines Bootes, hält das Steuerrad und blickt zur Seite. Neben ihr liegt eine INA KENT-Tasche und im Hintergrund ist das Wasser zu sehen.
Frau in geblümtem Kleid und Sonnenbrille sitzt auf einem Boot mit einer schwarzen INA KENT-Handtasche neben sich, im Hintergrund sind Wasser und Bäume zu sehen.
Mobile Slider
0

Als Dirigentin / Sängerin bewegst du dich in einem Feld, das historisch stark durch männliche Autorenschaft, Blickregime und Machtverhältnisse geprägt ist. Welche künstlerischen Strategien hast du entwickelt, um dich in diesen Strukturen zu behaupten – ohne dich permanent daran abzuarbeiten?

Meine anfängliche Strategie war, mich der Bezeichnung Dirigentin gar nicht erst zu nähern. Genau aus diesem Grund: weil ich keine weiblichen Role Models hatte, weil es nur Männer gab, an denen ich mich hätte orientieren können. Über viele Jahre hätte ich mich niemals getraut, mich so zu nennen – so viel zum Thema Impostor-Syndrom. Selbst als ich längst auf großen Bühnen stand, etwa im Radiokulturhaus, hatte ich nach acht Jahren noch nicht das Gefühl, Dirigentin zu sein.

Meine Strategie war also im Kern eine Abgrenzung – und ein permanentes Gefühl, nicht gut genug zu sein, um diesen Titel zu tragen. Erst als mich ein sehr guter Freund wachgerüttelt hat, habe ich begonnen, den Begriff für mich anzunehmen. Noch heute kostet es mich Mut, bei einer Vorstellung zu sagen: Ich bin Dirigentin.

Der Körper spielt auf der Bühne eine zentrale Rolle – er wird gelesen, gerahmt, besetzt. Inwiefern ist dein Körper für dich künstlerisches Instrument, Projektionsfläche und politischer Raum zugleich?

Ich glaube, wenn man ein Konzert besucht, lädt jede Person auf der Bühne dazu ein, dass etwas auf sie projiziert wird. Das ist ja auch etwas Wunderbares: Man kann Figuren entwerfen, mit denen man sich identifiziert, Sehnsüchte, Wünsche oder auch Kritik und Unbehagen. Bei uns ist ein großer Teil davon sicher, dass so viele verschiedene Körper auf der Bühne stehen – auch meiner, der nicht dem Schönheitsbild einer Frau entspricht. Wir leben leider in einer Zeit, die sich in Körperfragen rückwärts entwickelt, zurück in einen Dünnheitswahn.

Für mich persönlich war es ein langer Prozess, mich in meinem Körper gut zu fühlen – tatsächlich ein jahrelanger therapeutischer Weg, weil ich immer dachte: Ich bin nicht schön genug, nicht dünn genug. Die wachsende Awareness auf Social Media in den letzten Jahren, der Widerstand gegen Fettphobie, hat hier jedenfalls positiv dazu beigetragen. Denn die Gesellschaft versucht noch immer, uns in stereotype Formen zu pressen – sei es körperlich, sexuell oder in Fragen der Geschlechteridentität. Gerade als Frau oder genderqueere Person sind die Erwartungshaltungen besonders hartnäckig. Unser Ziel ist, uns davon zu lösen – und diesen Raum auch für andere zu öffnen.

Ich erinnere mich gut an das Neujahrskonzert 2024, als ich ein enges Hochzeitskleid trug, in dem man meinen Bauch sah. Ich hab viel Überzeugungsarbeit an mir selbst leisten müssen, um mich darin wohlzufühlen. Und es ist absurd, dass das überhaupt noch eine Hürde ist. Natürlich gibt es Menschen, die uns kritisch sehen oder frustriert sind, weil sie uns nicht einordnen können. Aber die meisten nehmen, so glaube ich, vor allem eine Einladung mit: mehr Mut, mehr Freiheit, mehr Selbstverständnis, so zu sein, wie man sein will. Dieses Feedback hören wir immer wieder – dass Menschen nach einem Konzert von uns mutiger hinausgehen und sich weniger in die Starrheit gesellschaftlicher Erwartungen pressen lassen. Und ich finde es besonders schön, wenn uns das gelingt – mit unserem eigenen Mut andere Menschen zum Mut einzuladen.

Image / Video / Produkt
Eine Frau in einem geblümten Kleid sitzt am Ruder eines Bootes und hält das hölzerne Steuerrad. Eine schwarze INA KENT-Handtasche liegt auf dem Sitz neben ihr. Im Hintergrund schimmert das Wasser.
Mobile Slider
0

Auch in unserer eigenen Bubble merken wir das – zum Beispiel, wenn wir Models casten. Jenseits der Größe 38 sinkt oft die Bereitschaft, vor der Kamera stehen zu wollen … es bräuchte dann eine gezielte Einladung, die dann – ganz offen und absolut selbstkritisch gesagt – aus Ressourcengründen nicht erfolgt. Also ja … auch wir investieren nicht immer die Anstrengung, die es bräuchte, um diesen Raum konsequent neu zu hinterfragen.

Das ist auch etwas, das wir im Kern unserer Gruppe beobachten: dass Komplimente und Aufmerksamkeit oft zuerst denjenigen gelten, die den gängigen Schönheits- und Körperidealen entsprechen. Etwa, wenn jemand ein Kostüm anzieht, das perfekt sitzt und es scheinbar mühelos großartig aussieht – dann wird das oft kommentiert. Oder wenn wir, wie so oft, jede Person in ihrem Kostüm fotografieren: Die ersten, die sich vor die Kamera stellen, sind häufig Menschen, die sich in ihrem Körper ohnehin wohlfühlen. Und wir merken, wie leicht es uns fällt, gerade ihnen Aufmerksamkeit zu schenken.

Das ist natürlich eine schöne Bestätigung – und ist doch zugleich ein blinder Fleck. Wir sprechen oft darüber, wie wichtig es wäre, diese Aufmerksamkeit bewusst zu verschieben, allen Körpern gleichermaßen Zuspruch und Zuneigung zu geben. Selbst wenn man sich schon lange mit diesen Themen beschäftigt, kostet es immer wieder Konzentration und Fokus, sich von diesen Automatismen zu lösen, den Blick zu erweitern und die Schönheit in ganz unterschiedlichen Körperformen und Individuen zu sehen. Denn genau dort liegt doch das eigentlich Interessante.

Eigentlich bedeutet das also selbst für sensibilisierte Personen, den Blick bewusst von gelernten Idealen abzuwenden und neu zu schulen.

Ja, unter anderem beim Thema Fatshaming und Körpervielfalt sehe ich Allyship noch mit großem Ausbaubedarf. Oft sind es Menschen, die den gängigen Stereotypen entsprechen, die ihren Blick bewusst dorthin richten müssten, wo andere permanent um Sichtbarkeit kämpfen müssen – und lernen, diese Automatismen zu umgehen. Das kostet uns als Gruppe Kraft und Aufmerksamkeit, ist aber notwendig.

Umso bedrohlicher empfinde ich die aktuelle Rückkehr zu einem Dünnheitswahn. Wenn wieder überwiegend dünne Körper gezeigt werden, verschwindet nicht nur Vielfalt, sondern auch die Möglichkeit, das eigene Schönheitsbild zu erweitern. Es fehlt dieser Lernmoment – und damit ein entscheidender Schritt hin zu einem inklusiveren Verständnis von Schönheit.

Du sprichst oft von deiner Liebe zu Texten und Sprache – gleichzeitig arbeitest du mit einer Kunstform, die oft über Klang und Interpretation wirkt. Wie gestaltest du diesen Zwischenraum zwischen Aussage und Ausdruck – und was bedeutet für dich künstlerische Verantwortung im Umgang mit Sprache?

Das ist ein Thema, das sich im Schmusechor mit der Zeit stark verändert hat. Wir singen fast ausschließlich Coverversionen, bedienen uns also an Texten, die andere geschrieben haben. Zu Beginn lag unser Fokus fast ausschließlich auf Arrangements und musikalischer Umsetzung. Ich selbst habe als junger Mensch kaum auf Songtexte geachtet – bis heute kann ich nur wenige auswendig, weil meine Wahrnehmung stark auf den musikalischen Part ausgerichtet war.

Das hat sich grundlegend gewandelt. Wenn wir auf der Bühne stehen, verkörpern unsere Körper diese Inhalte. Wir reproduzieren Texte, die andere bewegen – und müssen uns deshalb fragen: Welche Inhalte tragen wir hier eigentlich weiter? Etwa fünf oder sechs Jahre nach der Gründung haben wir begonnen, Songs aus dem Repertoire zu nehmen, wenn wir festgestellt haben, dass sie zum Beispiel sexistische Passagen enthalten oder wir uns bei Themen wie kultureller Aneignung unsicher waren.

Diese Auseinandersetzung hört nicht auf. Manchmal verändern wir einzelne Textzeilen, wenn wir das Gefühl haben, dass wir als mehrheitlich weißer Chor bestimmte Inhalte nicht glaubwürdig verkörpern können. Hier ist es ein Geschenk, dass wir fünfzig Menschen mit fünfzig Blickwinkeln sind – und so immer wieder Feedback zu solchen Fragen bekommen.

Image / Video / Produkt
Eine Frau in einem geblümten Kleid und schwarzen Sandalen, die ihre modische INA KENT-Tasche trägt, sitzt am Bug eines Bootes mit einem See und Bäumen im Hintergrund unter einem bewölkten Himmel.
Eine Frau in einem geblümten Kleid und schwarzen Sandalen, die eine INA KENT-Tasche trägt, sitzt auf dem Rand eines Bootes mit einer Wasserfläche und Bäumen im Hintergrund.
Mobile Slider
0

Gibt es etwas, das du in deiner Tasche mit dir trägst, obwohl du es eigentlich nie brauchst?
Nein, ich bin eine sehr reduzierte Person, was meine Tasche betrifft – oft habe ich nur kleine Taschen dabei, in denen wirklich nur das Wichtigste Platz hat. Außer einem Schlüssel, von dem ich nicht einmal weiß, wozu er gehört. 

Stell dir vor, jemand findet deine Tasche – was würde diese Person über dich denken, wenn sie den Inhalt betrachtet?
Dass ich eine sehr minimalistische Person bin.

Wir denken oft darüber nach, was eine Tasche für eine Person sein kann. Was würdest du sagen: Was bist du für deine Tasche?
Was ich für meine Tasche bin? Wahrscheinlich eine Person, die viel erlebt, viele verschiedene Menschen trifft – und die, wenn es nach der Tasche ginge, wohl ein bisschen mehr Zeit allein verbringen sollte. Ich glaube, sie würde sagen, dass ich ständig draußen bin, das Wetter nicht besonders ernst nehme und sie deshalb viel zu oft nass wird. Und vermutlich würde sie sich wünschen, dass ich öfter mal aufs Rad verzichte.

Wie verändert sich deine Tasche mit den Rollen, die du im Laufe eines Tages spielst – auf der Bühne, in Proben, im Café, im Zug?
Ich habe das Glück, zwei INA KENT-Taschen zu besitzen. Eine davon dachte ich anfangs nur in besonders mutigen Momenten zu tragen – auf der Bühne oder in meiner Bühnenpersona. Aber inzwischen ist sie längst in meinen Alltag übergeschwappt. Oft nehme ich sie gerade dann, wenn ich etwas völlig Unauffälliges trage, vielleicht nur Schwarz. Sie steht für diesen mutigen Moment – und manchmal gibt sie mir den Mut, den ich selbst gerade nicht habe.

Das klingt banal, aber genau das liebe ich an bestimmten Kleidungsstücken oder Taschen: dass sie einem Selbstbewusstsein schenken können. Die andere, eine schwarze Tasche, ist dagegen meine Wahl, wenn ich zurückhaltend sein möchte, nicht auffallen will oder einfach einen okayen Tag habe, an dem ich nicht noch dieses Extra brauch, dass mich pusht. 

Image / Video / Produkt
Eine Frau, die ein geblümtes Kleid, schwarze Sandalen und eine INA KENT-Tasche trägt, sitzt am Bug eines Bootes, mit Wasser, Bäumen und einem bewölkten Himmel im Hintergrund.
Mobile Slider
0

Welche Stimme – gesungen, gesprochen oder geschrieben – begleitet dich schon lange?
Mira Lu Kovacs

Wann hast du zuletzt selbst etwas grundlegend verändern müssen, das dir schwergefallen ist?
Ständig. Das Leben in einer Gruppe bedeutet permanente Veränderung – und die fordert, dass wir uns, und auch ich mich, immer wieder neu anpasse.

Aktuelle Musik-Obsessionen?
Joni Mitchell

Was berührt dich außerhalb der Kunst bzw. deines Schaffensbereichs?
Essen!

Der beste Film, den du in den letzten 12 Monaten gesehen hast?
The Outrun

Das beste Buch, das du in den letzten 12 Monaten gelesen hast?
Die Schlechte Gewohnheit – Alana S. Portero

Welche österreichische FLINTA*-Künstler:innen sollte man sich unbedingt zu Gemüte führen?
BEX und Uche Yara

Lieblingsorte in und um Wien?
Alles, was mit Wasser zu tun hat. Bad Vöslau. Lunz am See … alles an der Donau.

Image / Video / Produkt
Eine Frau in einem geblümten Kleid, die eine INA KENT-Tasche trägt, lächelt und posiert spielerisch auf einem Boot, mit Wasser und Bäumen im Hintergrund unter einem bewölkten Himmel.
Mobile Slider
0

Verena trägt:

Image / Video / Produkt
ROVE ed.2 black croc
ROVE ed.2 crocodile black
ROVE ed.2 black croc
ROVE ed.2 – ways to wear
Pflanzlich gegerbt

ROVE ed.2
eco croc black
Schwarze Leder-Handtasche kroko

EUR 385
ina-kent-kettenriemen-ballnchain-ed1-croc-black-02
Ball'n'chain ed.1 crocodile black
INA KENT Schlüsselkette BALL'N'CHAIN ed.1 dargestellt in vier verschiedenen Tragevarianten: Als Riemen an einer Schultertasche, als Anhänger an einem Mini-Portemonnaie, an der Hose und als Kette um den Hals
BALL'N'CHAIN
ina-kent-schlüsselkette-ballnchain-ed1-croc-black-01
Pflanzlich gegerbt

BALL'N'CHAIN ed.1
eco croc black
Silberne Schlüsselkette / Kettenriemen

+17 colours
EUR 95
Moonlit ed.1 reptile inked rose
Moonlit ed.1 reptile inked rose
Moonlit ed.1 reptile inked rose
Moonlit ed.1 reptile inked rose
Video file
Video file
Tragevarianten MOONLIT ed.1 – Schultertasche, Crossbody Bag, Handtasche

MOONLIT ed.1
reptile inked rose
Crossbody Bag aus Leder mit Reptilien-Print

+32 colours
EUR 165
Ein gelber Metallanhänger mit Smiley-Design von INA KENT hängt an einem kleinen silbernen Verschluss vor weißem Hintergrund.
Eine Person mit einem weißen Oberteil hält einen schwarzen Reißverschlussbeutel aus Leder von INA KENT mit einem gelben Schlüsselanhänger mit Smiley; ihre Nägel sind dunkelviolett lackiert.
Eine Person mit lockigem lila Haar und Creolen trägt eine schwarze Handtasche von INA KENT, die mit einem Smiley und Pferdeschlüsselanhängern verziert ist, und trägt ein weißes Oberteil und eine silberne Halskette.
Eine Frau mit lila Locken trägt ein schwarzes INA KENT-Outfit und hält eine schwarze Handtasche, die mit zwei gelben Schlüsselanhängern mit Smileys verziert ist.
Leftover-Materialien

BAG CHARM ed.2
happy metallic lemon tree
Smiley-förmiger Bag Charm mit Karabiner

+15 colours
EUR 25
neu
Mobile Slider
0

Fotografie: (c) Martina Lajczak

// 
16. September 2025