Ina Kent meets Diana Ezerex

Multitalent von ganzem Herzen – es gibt Menschen, die träumen, dann gibt es Menschen wie Diana Ezerex, die einfach machen. Die Singer-Songwriterin und Kulturvermittlerin aus Karlsruhe tritt nicht nur auf Bühnen, sondern auch an bedeutend unbehaglicheren Orten auf: Gefängnissen. Im Jahr 2017 begann die engagierte Deutsch-Nigerianische Künstlerin auf Eigeninitiative und im Alleingang – mit ihrer Gitarre im Gepäck – Justizhaftanstalten im deutschsprachigen Raum zu bespielen. Es braucht kein "Orange Is The New Black", um zu wissen, dass die Welt der Haftanstalt arm an kulturellen Eindrücken und positiven Erlebnissen ist. Mit ihren ehrenamtlichen Auftritten bricht Diana Ezerex den fremdbestimmten und restriktiven Haftalltag für einen bestimmten Zeitraum auf und bietet den straffällig gewordenen Menschen so einen Raum, in dem sie zumindest für kurze Zeit ein wenig am “Draußen” teilhaben können. Der Rolling Stone schreibt: "Ihre manchmal fast schmeichelnde Musik steht in einem interessanten Kontrast zur Schwere der Themen." In ihrem Debüt-Album aus dem Vorjahr “My Past’s Gravity” verarbeitet die Musikerin prägende Begegnungen mit Insass*innen. Diana Ezerex scheut nicht davor, gesellschaftliche Tabus, strukturelle sowie soziale Probleme und Ungerechtigkeiten aufzugreifen und zu thematisieren. Die für ihr ehrenamtliches Engagement mehrfach ausgezeichnete Künstlerin erfindet sich und ihre Kunst immer wieder neu und anstatt sich einem Entweder-oder zu fügen, proklamiert sie eine Schnittstelle des Sowohl-als-auch. 

In einem aparten Boutique Hotel in der Wiener Innenstadt – dem Jaz in the City Vienna – treffen wir die umtriebige Künstlerin im Frühjahr zum Interview. Wir sprechen mit ihr über ihren musikalischen Lebensweg, politisch-künstlerischen Aktivismus, ihrem Herzensprojekt “Offsite Melange”, INA KENT-Taschen und vieles mehr.

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INA KENT trifft Diana Ezerex im Wiener Hotel Jaz in the City
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Liebe Diana, was hat Dich dieser Tage nach Wien verschlagen? 

Meine zweite Tour durch österreichische Gefängnisse. Dieses Mal fand aufgrund von Covid-19 nur ein Konzert in der Anstalt in Hirtenberg statt.

Du hast schon in jungen Jahren zu musizieren begonnen – erzählst Du uns etwas über Deinen musikalischen Lebensweg? Wie bist Du zur Musik gekommen? Welche Musik hat Deinen Geschmack und Stil geprägt?

Ich bin in einem sehr musikalischen Haushalt aufgewachsen. Meine Eltern haben beide gerne Musik gehört und gesungen. Außerdem war es ihnen wichtig, dass ich mich in meiner Kindheit an den drei Säulen Schule, Sport und Musik orientiere. Daher habe ich früh Flöten- und später Saxophonunterricht erhalten und durch meine gesamte Schulzeit hinweg im Chor gesungen. Vielleicht habe ich auch durch diese Erziehung gelernt, Themen, die mich beschäftigen, musikalisch zu bearbeiten und in Lyrics und Melodien zu verwandeln. Dabei haben mich in frühen Jahren Künstler:innen wie Céline Dion, Michael Bolton, Barry White und Barbara Streisand geprägt.

Für Leute, die Dich und Deine Musik vielleicht noch nicht kennen, wie würdest Du Deinen Stil charakterisieren

Er ist geprägt durch unterschiedliche Einflüsse. Aber ganz grundsätzlich ist es Pop mit Stilmitteln aus Hip-Hop, Indie, Trap & Soul.

Kunst kann Selbstzweck sein, sie kann aber auch direkt in das Alltagsleben zurückfließen, eine soziale und politische Rolle übernehmen und zu sozialem Engagement führen. Kannst Du Deinen persönlichen Zugang zur Kunst und zum Dasein als Künstlerin beschreiben?

Für mich ist Kunst und Musik immer beides. Situations- und bedürfnisorientiert geht es mal rein um den Schaffensprozess selbst, ist Kunst also nur dafür da, um zu entstehen und mal da, um auf Dinge und Umstände aufmerksam zu machen, bei denen Worte und andere Formen der Kommunikation bisher versagt haben.

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INA KENT trifft Diana Ezerex im Jaz in the City Hotel in Wien
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Du gibst exklusive Sofakonzerte und trittst in Gefängnissen auf. Jenseits des Offensichtlichen – wie unterscheidet sich ein Sofakonzert von einem Gefängniskonzert?

Beides sind nur ein kleiner Teil dessen, was ich an Konzerten spiele. Ähnlich sind sie sich aber darin, dass sie auf eine Art exklusiv und nur für eine bestimmte Gruppe Menschen gedacht sind. Im Gefängnis besonders eine Gruppe, die sonst nicht leicht Zugang zu Kunst & Kultur hat. Das möchte ich gerne ändern. Wenn ich Kunst für alle zugänglich machen möchte, bedeutet das an manchen Stellen auch, dass ich auf Menschen zugehen muss, wenn diese Bevölkerungsgruppe keinen flexiblen Zugang – aus welchen Gründen auch immer – zu Kunst & Kultur haben kann.

Du tourst nun seit über fünf Jahren durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, um in Justizvollzugsanstalten ehrenamtlich Konzerte für Inhaftierte zu spielen. Kannst Du uns einen kleinen Einblick in die Abläufe vor und hinter den Kulissen geben? Ist die Organisation, Planung und Durchführung eines solchen Gefängniskonzertes typischerweise mit bürokratischen Hürden verbunden bzw. stößt Du mit Deinem Vorhaben manchmal auch auf taube Ohren?

Selbstverständlich. Und das frustriert mitunter enorm. Bereits die Terminabsprache kann zu einem langen Prozess werden. Wenn der Kontakt allerdings erfolgreich hergestellt und der Termin bestätigt ist, ist der organisatorische Aufwand nicht arg viel größer als in einem anderen Setting auch. Ich muss aber meinen Personalausweis und ein Führungszeugnis vorlegen und einen Sicherheitscheck durchlaufen.

Inwiefern unterscheiden sich die von Dir bespielten Haftanstalten in Hinblick auf ihre Inhaftierten, Sicherheitsbestimmungen etc.?

Sie unterscheiden sich kaum, manche sind etwas strenger, manche weniger streng, was die Kontrollen am Eingang angeht, aber vom Prinzip sind sie recht ähnlich.
 

"Und, wenn Menschen inspiriert sind durch das was ich tue, wozu auch immer, dann soll mir das Erfolg genug sein." 
 

Eine Benefizausstellung zugunsten kreativer Resozialisierungsmaßnahmen, die Versteigerung eines exklusiven Sofakonzerts für die deutsche Ukrainehilfe, Kreativworkshops mit Jugendlichen … die Liste Deines Engagements ist schier endlos. Wie schaffst Du es, spielerisch mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten? Und woher rührt diese Bereitschaft und Leidenschaft für Deinen künstlerischen Aktivismus?

Ob das so spielerisch ist, weiß ich nicht … Ich versuche, mich so gut wie möglich zu strukturieren, aber es fallen auch immer wieder Dinge hinten runter – Nerviges wie die Steuererklärung etc. Und neben meiner Musik, für die ich natürlich auch eine so groß wie mögliche Reichweite generieren möchte, finde ich es so schön, Dinge initiieren und inspirieren zu können. Im Rahmen des Projektes kamen schon so viele verschiedene Menschen zusammen, sind neue Dinge entstanden. Und ich bin unfassbar stolz darauf, was schon alles aus einer Idee im März 2020, Telefonaten und meinen kreativen Prozessen entstanden ist. Und, wenn Menschen inspiriert sind durch das was ich tue, wozu auch immer, dann soll mir das Erfolg genug sein. 

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INA KENT trifft Diana Ezerex im Jaz in the City Hotel in Wien
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"Ich glaube, alle Menschen haben grundsätzlich eine Verantwortung, auf Missstände aufmerksam zu machen. Je größer die Plattform ist, desto mehr Chance hat man natürlich, im Großen Einfluss zu nehmen."


Michael Schwickart von der Initiative Sea Watch, der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer, betonte unlängst, wie wichtig der Support von Künstler*innen sei: „Uns fehlt die Stimme nach außen.“ Siehst Du es als Deine Pflicht an – als Künstlerin in der Öffentlichkeit mit einer Stimme – diese auch zu nutzen?

Ich glaube, alle Menschen haben grundsätzlich eine Verantwortung, auf Missstände aufmerksam zu machen. Je größer die Plattform ist, desto mehr Chance hat man natürlich, im Großen Einfluss zu nehmen. Ich finde es schwierig, das als Verpflichtung zu bezeichnen, aber ich sehe es als eine Chance, die ich nutzen möchte, weil der Impact bemerkenswert sein kann. Sowohl von Künstler:innen, aber auch von allen anderen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Auch, wenn das an manchen Stellen vielleicht unangenehm sein mag.

Welche Projekte würdest Du gerne realisieren, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden? 

Ich träume von einem Kulturloft – Offsite Melange – in dem verschiedene Kunstformen und Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen zusammenkommen. Es soll eine große Halle geben, in der Konzerte, Opern, Theater stattfinden, in der Künstler:innen ihre Kunst ausstellen können, in der Co-Working Spaces Platz haben, in dem verschiedene Tonstudios installiert sind, in der es ein Café gibt und Unternehmen, die Schulungen ihrer Führungskräfte durchführen. Ein Ort, in dem Jugendliche an kreative Berufe geführt werden, wenn ihr Umfeld das aus unterschiedlichen Gründen nicht zulässt. Ein Ort, an dem Partys ganz ohne Drogen stattfinden, 24/7 Duschen zugänglich sind und vieles mehr. Das ist meine Vision. Ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um zu sein, um auszuprobieren, aneinander zu lernen und kreativ zu sein.

Was dürfen wir in Zukunft von Dir erwarten – in welchen Produktionen und Formaten wird man Dich hören bzw. sehen?

Die anstehenden Projekte nehmen mich aktuell voll ein. Nachdem ich in diesem Jahr hoffentlich meine Masterarbeit abgeschlossen habe, stehen zahlreiche weitere Projekte und Kooperationen mit Jugendorchestern, Theatergruppen und Anstalten an. Und hoffentlich schaffe ich es auch bald, wieder kreativ zu sein, um neue Songs zu schreiben, diese zu produzieren und zu veröffentlichen.

QUICKIES:

Welche drei Songs muss jede*r einmal gehört haben?

Every Colour – Luca Fogale; If I had a boat – James Vincent McMorrow; St. Elmo’s Fire – John Parr; 

Der beste Rat, den Du jemals erhalten hast?

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, dann wird Euch alles andere zufallen. – Die Bibel

Drei Menschen, lebendig oder tot, mit welchen Du gerne zu Abend essen würdest?

Jesus, Jessie J, Justin Bieber

Vinyl oder digital?

Hat beides seine Pros & Cons.

Dein Lieblingswitz?

Ich liebe Situationskomik und Schlagfertigkeit. Einen Lieblingswitz habe ich daher leider nicht.

DU UND DEINE INA KENT-TASCHE:

Welche Ansprüche stellst Du an eine gute Tasche und was schätzt Du an Deiner INA KENT-Tasche?

Ich mag Mode, Ausgefallenes, es muss aber trotzdem praktisch sein und nicht stören, wenn ich beispielsweise zur Bahn renne. Eine Tasche soll funktional sein, aber auch gut aussehen, und nicht einfach nur wie ein praktisches Accessoire. Dass meine INA KENT Tasche es schafft, durch einen Handgriff von der Clutch zur praktischen Handtasche zu werden, fasziniert mich jedes Mal. Sie sieht mega schick aus, hat aber trotzdem Platz für alles Mögliche.

Was darf niemals in Deiner Tasche fehlen und was verrät sie über Dich?

Taschentücher, ein Lippenpflegestift und Desinfektionsmittel. Eine laufende Nase und trockene Lippen treiben mich in den Wahnsinn.

Welche Funktion ist für Dich bei einer Tasche am wichtigsten? 

Ein paar kleine Seitentaschen, in der kleine Dinge Platz haben und die Größe.

Welche Frage würdest Du der Designerin Ina Kent gerne einmal stellen?

Was inspiriert Dich? Was hat Dich dazu inspiriert, Taschen zu designen?

Diana Ezerex mit INA KENT-Tasche LUELL im Wieneder Hotel Jaz in the City

DIANA TRÄGT:

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05. August 2022