Ein Q & A mit Eveline Steinberger-Kern

Wir haben mit der sympathischen Ausnahme-Unternehmerin Eveline Steinberger-Kern über die Essenz einer innovativen Idee, der Notwendigkeit einer positiven Fehlerkultur sowie über die eine oder andere Trivialität gesprochen.

Sie sind zweifellos vielbeschäftigt. Wie behält man bei dieser Fülle an Tätigkeiten einen Überblick und
einen kühlen Kopf?
Das, was ich mache, sieht von außen womöglich wesentlich komplexer aus, als es tatsächlich ist. Für mich ist es ein doch sehr kompaktes Thema: Wir beschäftigen uns mit Innovationen. Und das, insbesondere im Bereich der Energietransformation – was zudem sehr sinnstiftend für mich ist. Ich glaube, heutzutage muss man dies auch nicht mehr sehr lange ausführen. Klimawandel, Erderwärmung ... all die Themen, die auf die Menschheit zukommen beziehungsweise bereits zugekommen sind und auch das Bewusstsein, das zum Beispiel durch die Fridays-for-Future-Bewegung geschaffen wurde – nämlich, dass man die Dinge endlich so angehen muss, dass die klimaschonenden Gegen-Maßnahmen auch eine Wirkung zeigen. Das bestätigt mich natürlich in meinem Tun beziehungsweise in dem, was ich die letzten Jahrzehnte versucht habe, umzusetzen.

Es gibt natürlich manchmal stressigere Zeiten, das gehört aber einfach zum Unternehmersein dazu. Man nimmt ja auch viel Risiko auf sich und möchte daher die richtigen Entscheidungen treffen und strukturiert arbeiten, um möglichst wenig Fehler zu machen. Aber das lässt sich alles managen.

Ich denke, das Um und Auf ist das Sinnstiftende an dem, was ich tue. Es gibt sehr viel Kraft und Energie, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Außerdem macht es Spaß! Das betrachte ich ohnedies als vielleicht wichtigste Voraussetzung.

Stichwort Innovation. Sie unterstützen Start-ups – wann ist denn eine Geschäftsidee für Sie innovativ bzw. welche Kriterien muss eine Idee erfüllen, sodass sie diesen Anspruch erfüllt?
Wir beschäftigen uns mit Hightech. Also mit all den neuen Technologien, die zur Verfügung stehen – von künstlicher Intelligenz über Robotics, Big Data, Sensorik und Predictive Analytics, Cyber Security und vielem mehr. Wir sehen, dass Geschäftsmodelle durch diese Technologien massiv beeinflusst werden. Das hat natürlich auch die Konsequenz, dass sich in erster Linie junge Menschen damit beschäftigen, weil diese Technologien, wenn wir 10 – 20 Jahre zurückdenken, einfach noch nicht in der Breite vorhanden waren. Diese Technologien dann andererseits in sinnvolle, relevante Geschäftsmodelle umzumünzen und in den Markt zu bringen, ist dann in weiterer Folge die nächste Herausforderung, die wir mitbegleiten. Manchmal auch selbst hier ausführen, denn wir sind auch Company Builder und setzen das eine oder andere selbst um. Auf diesem Weg gibt es natürlich auch vieles, das wir wieder aussondern müssen, aber im Grunde glaube ich, dass mit der richtigen Befassung und vor allem der Kombination aus jungen, agilen, flexiblen Teams und unserem Industrie-Background vieles gelingen kann.

Eveline Steinberger-Kern

Wir haben das jüngst auch auf eine Plattform gepackt: Tech House – eine Tochtergesellschaft der Blue Minds Company, die sich damit befasst, das Wissen, das wir in dem Bereich mitbringen, aber auch das Öko-System an Hightech-Companies, Start-ups, Business Angels und Servicepartner zu öffnen und sichtbar zu machen und Corporates der Dachregion, die sich noch nicht durchgehend mit digitaler Transformation beschäftigt haben, auf die Plattform zu bringen, um diese Lernprozesse schneller vonstatten gehen zu lassen. Unsere Internationalität ist dabei natürlich ein großer Added Value, weil man nicht alles zu Hause alleine erfinden muss, sondern vieles schon erprobt und mit einem Erfolgsstempel hernehmen kann. Und dann geht auch die digitale Transformation für etablierte Unternehmer*innen schneller und effizienter.

Gibt es etwas, wovon Sie sich leiten lassen, abgesehen von Ihrer Intuition und Erfahrung?Wann investieren
Sie in ein Start-up?

Für mich ist neben der relevanten Geschäftsidee natürlich wichtig, wer mit dieser Geschäftsidee kommt. Dann kommt natürlich die eine oder andere Fähigkeit dazu, die ausschlaggebend sein kann. Zum Beispiel: Kennt man sich im Technologiebereich aus, gibt es jemanden in der Gruppe, der kaufmännisch auch in der Lage ist, die Themen mitzuentwickeln, gibt es Kreative, die auf das Look-and-Feel schauen. Am Ende des Tages ist es meist die Teamkomposition. Aber im Grunde sind vor allem diese zwei Dinge wichtig: Ist diese Geschäftsidee für uns relevant, glauben wir, dass wir damit ein bestehendes Problem lösen können? Und: Können die Gründer uns glaubwürdig vermitteln, dass sie es auch draufhaben, diese Idee weiterzubringen.

Welchen Tipp würden Sie jemanden geben, der oder die Unternehmer*in werden möchte?
Es ist ganz wichtig, Mut für das Start-up-Gründen zu machen. Natürlich müssen ein paar Basis-Fähigkeiten dafür vorhanden sein und die Umstände müssen zusammenspielen. Aber das Sich-Zutrauen und das „unternehmerische Gen“ in einem zu wecken, das ist eine Botschaft, die ich immer wieder versuche anzubringen. Ich glaube, ich liege nicht daneben, wenn ich für Österreich zusammenfasse, dass wir durchaus etwas mehr unternehmerischen Geist vertragen könnten. Das ist anderenorts ganz anders ausgebildet. Ich bin viel in Israel und es gibt kaum ein Ökosystem, das mich mehr fasziniert, da dort nicht nur dieses Sich-Zutrauen, ein Problem zu lösen, vorhanden ist, sondern auch die Fähigkeit dafür zu sorgen, dass man die richtigen Zutaten bekommt, um damit dann durchstarten zu können.
In unserer Kultur ist die Angst vor dem Scheitern viel zu groß. Und das, obwohl wir so häufig von der Notwendigkeit einer Fehlerkultur sprechen. Aber wenn ich mir nicht zutraue, etwas auszuprobieren, dann kann ich natürlich keine Fehler machen und nicht scheitern. Aber ich vergebe auch die Chance, herauszufinden, ob’s geklappt hätte. Diese Mentalität sollte man sich aneignen.

Eveline Steinberger-Kern

Wenn Sie an Wien etwas verändern könnten, was wäre das?
Ich bin ursprünglich aus der Steiermark nach Wien gekommen. Heute bin ich international viel unterwegs. Und ich komme jedes Mal gerne nach Wien nach Hause. Ich lebe im 7. Bezirk – was gibt es Schöneres? Hier, finde ich, passt sehr vieles. Wie die Menschen miteinander umgehen. Das Multikulti, die Infrastruktur aus Nahversorgern und Einkaufsmöglichkeiten, die schönen Plätze zum Verharren, die man zu jeder Tages- und Nachtzeit aufsuchen kann. Verkehrstechnisch passt es hier auch. Das Wohnen und die Nachbarschaft sind angenehm. Wenn ich mir für Wien etwas wünschen könnte, dann würde ich mir für alle Bezirke eine Situation wie in Wien-Neubau wünschen. Wo ich mir, vor allem als Hundebesitzerin, Veränderung wünsche, ist in puncto Grünflächen. Aber ich habe auch diese Initiativen mit Freude wahrgenommen – die Zieglergasse wird jetzt mit Bäumen bepflanzt. Ich hoffe, dass bald auch meine Gasse drankommen wird.

Sie und INA KENT-Taschen – gibt es da eine Verbindung für Sie?
Ja, Ina ist eine sehr sympathische Person mit Unternehmergeist, die sich getraut hat, etwas umzusetzen, dass sich viele nicht trauen würden. Ich bewundere sie dafür, was sie alles geschafft hat. Ich mag sie als Person. Und ich mag ihre Taschen.

Was fällt Ihnen spontan zur Brand INA KENT ein?
Schöne, multifunktionale Taschen. Im 7. Bezirk viel gesehen. Taschen, die für den Alltag und alle andere Eventualitäten geeignet sind.

Lieber Gastgeberin oder Gast?
Gast.

Ein Song, der Ihnen etwas bedeutet?
„Liebesleid und Liebesfreud“ von Fritz Kreisler.

Ein Film, der Sie bewegt hat?
Spotlight.

Zwei Menschen (lebendig oder tot), mit denen Sie gerne zu Abend essen würden?
Michelle Obama und Donald Trump, um ihn zu fragen, was in seinem Kopf vorgeht.

Wenn Sie ausgehen, ist Ihre Handtasche so gepackt, dass Sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sind?
Immer – aber dazu braucht es nicht so viel an Utensilien.

Der beste Rat, den Sie je erhalten haben?
Schau, dass du am Boden schläfst, dann kannst du nicht aus dem Bett fallen.

Gibt es etwas aus Ihrer Kindheit, das Sie noch immer besitzen?
Eine alte Singer-Nähmaschine.

Ihr Lieblingszitat?
Lust verkürzt den Weg. Von William Shakespeare.

Wenn Sie auf Reisen sind – worauf können/wollen Sie nicht verzichten?
Auf mein iPhone.

Nach welchem Vorsatz leben Sie?
Immer nach vorne schauen.

Wenn Sie einen Dokumentarfilm drehen müssten, worum würde es gehen?
Umgang mit Klimawandel und Energietransformation.

Welche Frage wollte Sie Ina Kent immer schon stellen?
Wie schafft man es, mit einem Modeunternehmen so erfolgreich zu werden?

Liebe Eveline, wir bedanken uns herzlichst für das nette Gespräch!

Fotografie: Martina Lajczak

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26. Januar 2020